Wie man den Braten und andere Sachen in der Bratröhre behandeln muß
Ich werde das Backen und Braten in drei Grade setzen, nämlich:
- 1ster Grad Hitze, ist wenig heiß und nur recht warm.
- 2ter Grad Hitze ist so heiß, daß man mit der Hand nicht lange darin bleiben kann und hinein gelegtes Papier bald gelb wird.
- 3ter Grad Hitze ist sehr heiß und das Papier wird gleich gelb und fängt an zu brennen.
In jeder guten Bratröhre muß ein Blech in der Mitte als ein Unterschied angebracht sein, ist ja kein darin, so setzt man ein Dreifuß hinein und die Pfanne, das Blech oder die Form zum Backen darauf, damit es in der Höhe und so in der Mitte der Röhre steht.
In Ermangelung des nicht passenden Dreifuß0es nimmt man einige Ziegelsteine welches auch angehen muß.
Alle Braten und was dünsten und ankochen soll, muß ganz unten auf die heiße Platte 1/2 Stunde gesetzt werden, bis es recht durch heizt ist, dann wird es allezeit auf das Blech, nämlich höher mitten in die Röhre gesetzt und so sachte, unter öfterem Begießen und Nachsehen, gut gebraten; aber alles Backwerk und was nur Couleur bekommen soll, wird nur auf das Blech gesetzt; hier muß man wohl acht geben, denn das ist ein nicht so leichtes Fach.
Man muß auch nicht so starkes Feuer unter der Röhre halten; wenn es einmal bratet oder bäckt, so darf man nur ein Stück Holz auf einmal dazu legen.
Man kann auch erst Feuer unter die Röhre machen, wenn auch schon der Braten darin steht, es macht nichts aus; außer bei jungen Hühnern, Tauben, Lamm, Ziege, Vögel, Spanferkelbraten, Mehlspeisen, Bäckereien, da muß die Röhre schon heiß sein.
Wenn eine Sache zu braun werden sollte und noch nicht ausgebacken wäre, so deckt man sie mit einem nass gemachten Papier oder mit einem Deckel zu.
Ist die Bratröhre einmal durchhitzt, so kann man etwas vor das Einheizloch setzen, damit es nicht zu stark zieht und die Hitze nicht alle davon geht, auch oben die Zuglöcher halb zudecken.
Zur Nachricht dient, wenn man eine Röhre nicht so oft braucht, so frisst sie der Rost, vorzüglich im Sommer, da muß man sie alle 4 Wochen einmal heiß machen.
Anmerkung:
Bei der ersten Feuerung muß das darin befindliche Fett verdampfen, ehe man die Speise hinein setzt, auch kann man die Röhre, wenn Fett darin und etwas übergelaufen ist, und gibt einen Dampf und Fettgeruch, mit Sägespänen auskehren oder wenn sie recht heiß ist, mit Feuer und mit Stroh ausbrennen, bis es nicht mehr dampft und dann erst backen und braten.
Quelle:
- Ein Rezept aus dem
- "
Kochbuch von August Erdmann Lehmann, 1843"
- aus der Rubrik: Erste Abteilung, Was von verschiedenen Sachen zu wissen nötig
- Rezept 64, Seite 21 — Wie man den Braten und andere Sachen in der Bratröhre behandeln muß
- Überarbeitet und digitalisiert von www.feiertagsrezepte.de
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