Pudding - Die ursprünglich aus England stammenden Puddings haben sich seit lange auch bei
uns eingebürgert und gehören zu den beliebtesten Mehlspeisen; man hat mehrere verschiedene
Arten je nach ihrer verschiedenen Zubereitungsart.
Die eigentlichen englischen Puddings enthalten gewöhnlich eine ein reichliche Menge rohes,
feingehacktes Rindsfett, werden in ein mit Butter bestrichenes Tuch eingebunden und in einem Topf oder
Kessel mit siedendem Salzwasser gargekocht, bisweilen auch in blechernen, mit gut schließendem Deckel
versehnen Formen, die ebenfalls in Servietten gebunden sind, in Wasser gesotten, sind aber meist etwas
sehr fest, fett und schwerverdaulich, weshalb man gewöhnlich Saucen aus starkem Wein oder Brandy
dazu giebt.
Feiner sind die sogenannten Dunst=Puddings, wie sie in Deutschland mehr üblich sind und zu denen man
die Masse weniger compact, sondern im Gegentheil leicht und zart durch längeres Verrühren der
Bestandteile und Zuthat von Eiweißschnee herstellt, um sie dann in gebutterten, mit Semmel ausgesiebten
Formen im Wasserbad langsam zu kochen und aus der Form gestürzt mit irgend einer passenden Sauce
aufzugeben; man hat theils süße Puddings, die auf das Verschiedenartigste zusammengesetzt sind,
theils solche, wo Fleisch, Leber, Fisch, Krebse, Austern oder Gemüse u. dgl. die Hauptbestandtheile
bilden, zu welchen man dann pikante Saucen reicht.
Manchmal werden die Puddings auch gebacken anstatt gekocht, doch muß man dabei die Ofenhitze genau
regulieren, so daß das Backen nur langsam bei mäßiger Hitze geschieht, weil der Pudding
sonst leicht entweder verbrennt oder austrocknet; die englisch gebackenen Puddings werden stets in einer
mit Butter- oder Mürbteig ausgefütterten Form gebacken, nur z. B. Kartoffel- Reis- oder
Gries-Puddings bäckt man direct in der Form ohne Teigkruste.
Außerdem bringt man seit neuerer Zeit auf feine Tafeln viel kalte Puddings, welche sehr beliebt
geworden sind, weil sie zugleich die Stelle von Mehlspeise und Torte vertreten.
Entweder kocht man dieselben zuvor im Dunst gar, läßt sie dann erkalten uns stüzt sie
aus der Form, oder man bereitet sie mit Zuthat von Stand, wie Hausenblase oder Gelantine u. f. w., und
läßt sie auf Eis erstarren, so daß sie geleeartig sind, oder man läßt
Zusammenstellungen von Cremes, Früchten, und Rahmschnee in einer in Eis eingegrabenen Form
förmlich frieren, und diese gefrorenen Puddings sind ganz besonders wohlschmeckend und angenehm.
Nachdem wir so alle verschiedenen Puddingarten aufgezählt haben, wollen wir noch einige nothwendige
Verhaltensregeln für die Zubereitung derselben mittheilen, weil trotz der genauen Befolgung aller
in den verschiedenen Recepten gegebenen Vorschriften oft durch ein anscheinend geringfügiges
Versehen die Seise gänzlich mißrathen kann.
Zu jedem Pudding, der in einer Serviette gekocht werden soll, was z. B. in Norddeutschland, wo man diese Art
Puddings Mehlbeutel nennt, sehr Sitte ist, muß das Tuch, um jede Spur von Seifengehalt
heraus zu bringen, längere Zeit in siedendem Wasser eingeweicht und sehr gut ausgerungen werden; vor dem
Einfüllen der Puddingsmasse bestreicht man die Serviette fett mit Butter und bestäubt sie mit Mehl,
thut den Teig dann hinein, nimmt die Enden und Seiten des Tuches darüber zusammen und bindet sie gut zu,
wobei man wohl zu beachten hat, daß bei dem Zusammenbinden zwischen dem Band und dem Teig weder zu
wenig noch zu viel Raum bleibt, da er im ersteren Fall sich nicht genügend auszudehnen vermöchte und
demgemäß weder locker werden noch die erforderliche runde Form erlangen könnte, wogegen er
bei zu viel Spielraum platt und unansehnlich ausfallen würde.
Man kocht den Serviettenpudding in einem seiner Größe angemessenen kupfernen Kessel oder in einem
völlig sauberen, nicht fettigen, irdernen Topf mit reichlichem, siedendem, etwas gesalzenem Wasser, auf
dessen Boden man einen Teller legen kann, um das Anhängen des Puddings zu vermeiden, auch darf man denselben
nicht eher hineinlegen, als bis das Wasser im vollen Kochen ist; das Geschirr wird hierauf zugedeckt, doch
legt man den Deckel nicht ganz fest darauf, damit der Wasserdampf entweichen könne, weil der Pudding
sonst zu rasch aufquellen und die Serviette zersprengen würde.
Nach der Hälfte der Kochzeit wendet man die Masse einmal um, so dass der Knoten des Tuches nach unten
zu liegen kommt;hat auch stets darauf zu sehen, dass aufs Neue siedendes Wasser nachgegossen wird, sobald
das in dem Topf befindliche Wasser zu sehr eingekocht ist.
Beim heruasnehemen aus dem kochendem Wasser thut man wohl, den Pudding rasch in kaltes Wasser einzutauchen
und in eine Passende Schüssel oder einen Durchschalg zu legen, bevor man das Band löst, um das
Auseinanderbrechen zu verhindern, was die Mehlspeise völlig unansehnlich machen würde; man streift
die Serviette an den Seiten behutsam ab, legt eine Schüssel über den Pudding und kehrt ihn rasch um.
Leichter ist das Verfahren, die Puddings in einer Form zu kochen, doch muß man diese durch
hieneingießen von Wasser zuerst genau untersuchen, ob sie auch überall gehörig
verlöhtet ist, so daß die Flüssigkeit weder von innen heraus, noch von außen hinein
dringen kann; ferner bestreicht man die gut ausgetrocknete Form gleichmäßig auf dem Boden und
um den Rand mit Butter und bestreut sie mit gestpßenem Zwieback oder geriebener Semmel aus, auch
füllt man sie höchstens zu drei Viertheilen mit der Masse, um letzterer gehörigen Raum
zum Aufgehen zu lassen.
Das Geschirr, in welches man die Form setzt, darf nicht zu viel Wasser enthalten, damit die Form nicht durch
Bewegung des wallenden Wassers umgeworfen werde, daher genügt es, wenn das Wasser nur bis zur Hälfte
der Form heranreicht; ebenso beschwert man den Deckel mit einigen Plattstählen, daß der Dampf den
Deckel nicht in die Höhe heben kann, läßt das Wasser nur langsam Kochen und deckt das Geschirr
(am besten ein Kasseroll oder hochwandiges Bain-marie), in dem die Form steht, gleichfalls fest zu, um die
Wasserdämpfe, welche das Garwerden des Puddings befördern, nicht entweichen zu lassen.
Hat letzterer die nöthige, je nach den Bestandteilen verschiedene, gewöhnlich angegebene Zeit
gekocht, so stellt man die Form einige Minuten in kaltes Wasser, wodurch der Pudding sich leichter davon
ablöst und auf die Schüssel stürzen läßt; häufig überzieht man die in
der Serviette sowie in der Form gekochten Puddings beim Anrichten mit einem Theil der Sauce, um ihnen ein
gutes Aussehen zu geben, was bei den im Ofen gebackenen, mit einer hellbraunen Kruste versehenen nicht
nothwendig ist.
Bei letzterem hat man, wie schon erwähnt, sorgsam auf einen gemäßigten Hitzegrad des Ofens
zu sehen, auch bedürfen gebackene Puddings stets weniger Zeit zum Garwerden, als die gekochten;
bei ersteren ist eine Stunde, bei letzteren 2 - 2½ Stunden die durchschnittlich erforderliche Zeit.
Wir führen hier nur einige Puddings an, während man die übrigen unter ihren Hauptbestandtheilen
oder sonstigen Benennungen suchen wolle, wie z. B. Allerlei-, Amazonen-, Amber-, Ananas-, Apfel-, Aprikosen-, Arak-Pudding u. f. w.
(Eine unveränderte Original Anleitung für die Zubereitung von Pudding
aus einem Universal Lexikon der Kochkunst von 1886)