Artischocke (Cynara scolynus) -
aus einem Lexikon der Kochkunst von 1886
Artischocke, franz.artichaut, engl.artichoke, lat.Cynara scolynus, ist ein
Distelgewächs mit aufrechtem, starkem, nach oben zu ästigem Stengel, der bis 1 Meter
hoch wird, weichen, bla´grünen, auf der Unterseite weißlichen, haarigen Blättern
und großen Blüthenköpfen mit blaßblauen oder röthlichvioletten Blüthen,
deren fleischiger Fruchtboden von bitterlichsüßem Geschmack als Gemüse oder Salat
zubereitet wird.
Im südlichen Europa wächst die Artischoke wild und ist namentlich in Italien ein allgemein
beliebtes Volksgericht; die in Frankreich, England und Deutschland in Gärten cultivirten Artischocken
sind jedoch weit größer, zarter und saftiger und man unterscheidet mehrere verschiedene Arten,
von denen die grüne, glatte, französiche, welche bis 12 Centimeter im Durchmesser hat, und die
rothe enlische Kugel-Artischoke die geschätztesten sind.
Die stachelige Artischocke isz viel kleiner und wird meistens zum Einmachen verwendet; die spanische
kennt man mehr unter dem Namen Cardone.
Zur Kultur der Artischocke wird ein fetter, lockerer tief umgegrabener und reichlich gedüngter
Boden erfordert; die Vermehrung geschieht durch Seitensprossen und durch Samen; man setzt die Pflanzen
ganz nahe bei einander in Entfernungen von 80 Centimeter bis 1 Meter.
Der Boden muß häufig begossen und aufgelockert werden und bei guter Pflege bringen die Pflanzen
oft schon im ersten, sicher aber im zweiten Jahre Köpfe.
Im Herbst schneidet man die Oflanze 30 Centimeter über der Erde ab, behäufelt sie stark mit
Erde und bedeckt sie bei stärkerer Kälte mit Mist, den man im Früjahr wieder entfernt.
Die Artischocken sind ein gesundes, leicht verdauliches, aber wenig nahrhaftes Gemüse; wenn man
sie zum Kochen vorbereitet, schneidet manden Stiel und die Spitzen der Schuppen ab, putzt die
inwendigen weißen Fasern sauber heraus, zerschneidet den Boden in zwei Theile und läßt
sie eine Stunde in gesalzenem Wasser kochen, oder falls sie zu Ragout u dergl. verwendet werden sollen,
kocht man sie nur einigemal auf und legt sie dann eine Weile in kaltes Wasser.
aus einem Lexikon der Kochkunst von 1886