Ananas -
franz. ananas, engl. pine-apple, lat. Bromelia Ananas
oder Ananassa Sativa
Die Ananas stammt aus Südamerika, wird aber in allen heißen Ländern und bei uns in
Treibhäusern gezogen.
Sie hat blaugrüne, gezähnte aloeartige Blätter, aus deren Mitte ein dicker Stengel mit
einem Blüthenkolben und einem darüberstehenden Blätterkopf emporwächst.
Die kleinen, violetten Blüthen verwachsen später völlig ineinander und in den Stengel und
bilden eine große, goldgelbe oder röhtliche Frucht, eine sogenannte unechte oder Scheinfrucht
von köstlichem Duft und sehr würzigem säuerlichsüßen Geschmack, welche entweder
roh mit Zucker genossen oder auf sehr manigfache Weise zubereitet werden kann.
Bei festlichen Tafeln ist sie eine prächtige Zierde der Dessert-Fruchtkörbe und muß dann
stets mit der Blattkrone aufgetragen werden, da sie nach Abnehmen derselben sehr an Geschmack verliert.
Man schneidet sie in Querscheiben, zu denen Zucker gereicht wird, indessen ist sie im rohen Zustande stets etwas
hart und schmeckt eingemacht viel angenehmer; besonder geeignet ist sie zur Bereitung von allerlei
Getränken, denen sie ein sehr schönes Arom giebt.
Zur Kultur der Ananas in besonderen Ananashäusern oder Kästen gehört eine
gleichmäßige Wärme, lockere Haiderde und viel Feuchtigkeit; die nöthige Düngung
wird am besten in flüssiger Form gegeben.
Die Pflanzen werden aus den jungen Trieben (Kindeln) gezogen, welche am Grunde des Stengels zahlreich
erscheinen, oder auch aus den über der Frucht sitzenden Blattkronen, die sich jedoch weniger gut
dazu eignen.
Am gewöhnlichsten ist folgende Art der Zucht:
Man schneidet im September die kräftigsten Triebe von der Pflanze ab, läßt sie einen Tag
trocken liegen und pflanzt sie dann auf ein warmes Mistbeet mit 15-20 Centimeter hoher lockerer
Erdbeschüttung in Zwischenräumen von 15 Centimeter ein, erhält die Wärme des
Beetes den Winter über durch häufiges erneuern der Umschläge von Pferdemist
gleichmäßig auf 18 Grad, setzt die Pflanzen im März in einen anderen, etwas tieferen
Mistbeetkasten um, wobei man Zwischenräume von 60 Centimeter läßt, und begießt
sie reichlich, bespritzt sie auch jeden Abend mit erwärmten Wasser.
Im September werden die kräftig gediehenen Pflanzen in Töpfe mit lockerer Erde verpflanzt,
wobei man die Wurzeln, welche sich rasch erneuern, nebst den untersten Theil des Strunks abschneidet.
Die Töpf werden in das 24 Grad haltende Lohbeet eines Warmhauses bis an den Rand eingegraben und
durch Wasserheizung von untern warm erhalten, auch müssen die Pflanzen nahe unter die Fenster
kommen; hier kühlen sie bei 18 bis 20 Grad Luftwärme im Frühjahre und reifen vom Juli
bis October, wobei sie reichlich begossen werden.
Eine wesentliche Bedingung guter Kultur ist, daß die Kronen über der Frucht möglichst
klein bleiben, weshalb man sie mit Bindfaden umwickelt, den man erst kurz vor der vollständigen
Reife wieder entfernt.
In Deutschland ist die gerippte Ananas von trefflichem Geschmack, in England die Queen-Ananas, in
Frankreich die Martinique-Ananas besonders beliebt, auch die sehr große Providence, die
glatte Cayenne und die Enville sind sehr verbreitet.
(aus einem Lexikon der Kochkunst von 1886)